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Grußwort |
| Thomas-Witt-Stiftung Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst Hans ZEHETMAIR anlässlich der Unterzeichnung des Stiftungsvertrages "Thomas Witt Stiftung" am 9. Februar 2000 in München |
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![]() Links: Dipl.-Kfm.Thomas J.WITT Rechts: Kultusminister Hans ZEHETMAIR |
Wer alte Bücher, moderne Malerei, ja selbst Zahnstocheroder Salzstreuer aus vieler Herren Länder sammelt, findet im Allgemeinen Bewunderung und Anerkennung wegen seiner kulturellen Aufgeschlossenheit. Obwohl uns Schmetterlinge heute auf Schritt und Tritt in der Werbung, auf Vorhangstoffen, Krawatten oder Kaffeetassen begegnen, scheint unsere Vorstellung vom Schmetterlingssammler doch allzu oft noch von den skurrilen Bildern aus der SPITZWEG-Schule geprägt: der Familienvater mit seiner Botanisiertrommel und schwirrendem Kescher beim Sonntagsausflug ins Grüne.Man bestaunt zwar die naturnahe Kunst der MERIAN, aber ihre Begeisterung für das flatternde "Ungeziefer" oder gar dieAufzucht von Raupen-"Gewürm" dürfte damals wie heute nur von wenigen spontan geteilt werden. |
| Ich bin nicht sicher, ob NABOKOVs Passion für die Schmetterlingsjagd, die anlässlich seines 100. Geburtstags im letzten Jahr wiederholt herausgestellt wurde, dem Schmetterlingssammeln heutzutage mehr wissenschaftliche Anerkennung verschafft hat: Vermutlich wird es zu den vielen Schrullen gerechnet, die NABOKOV mit seinen Romanfiguren teilte. Wie dem auch sei - Tatsache ist, dass die Begründer großer, berühmter Insektensammlungen häufig alles andere als verzopfte Sonderlinge sind, sondern Persönlichkeiten. Das galt seinerzeit für Lord Walter ROTHSCHILD in London, der seine Schmetterlingssammlung dem British Museum of Natural History vermachte; das gilt in München für den mittlerweile legendären Käfer-Konsul FREY (Loden-FREY), dessen Sammlung wir damals leider nicht für Bayern sichern konnten; und es gilt heute für Herrn Thomas WITT. Herr WITT hat schon früh aus seiner Begeisterung für die"Spinner und Schwärmer" eine inzwischen weltbekannte Schmetterlingssammlung aufgebaut. Daraus erwuchs, bereichert um eine umfangreiche Spezialbibliothek, ein Privatmuseum, das Museum WITT. Bis heute ist es zu einem Mekka für Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geworden. Die Arbeit an der Sammlung hat unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse und Veröffentlichungen hervorgebracht, nicht zuletzt von Herrn WITT selbst. Ich habe keine Bedenken, die Schmetterlingssammlung von Herrn WITT als Ensemble eine kulturelle Leistung zu nennen. Es ist schon ein bisschen ungerecht, dass Kultur fast ausschließlich den Kunstmuseen zugeschrieben wird und kaum mit den naturwissenschaftlichen Sammlungen assoziiert wird. Tatsache ist aber, dass auch das Ergebnis einer naturwissenschaftlichen Sammelleidenschaft zum "Kulturdenkmal" werden kann - der "FREY-Sammlung" wurde dies sogar höchstrichterlich attestiert. Eine solche hochrangige Sammlung von Naturobjekten erschöpft sich ja nicht in der Dokumentation der naturgeschichtlichen Daten und Fakten; indem sie als Ensemble Rückschlüsse auf die wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ihrer Zeit ermöglicht, weist sie eben auch eine kulturhistorische Komponente auf. Und dazu kommt noch die ästhetische: die Schönheit und Farbenpracht der Objekte, der Schmetterlinge. Auch unter diesem kulturellen Gesichtspunkt ist es uns ein Anliegen, dass solche wichtigen naturwissenschaftlichen Sammlungen erhalten und gepflegt werden und für Forscher und das interessierte Publikum zugänglich bleiben. Die Institutionen der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen mit ihrer in Bayern verwurzelten Tradition sind dafür der ideale Ort. Mehr denn je hängt das Gedeihen staatlicher Museen und Sammlungen davon ab, dass sie durch Privatinitiativen unterstützt werden, durch Spenden und Stiftungen, durch das Mäzenatentum Einzelner. Spektakuläre Ankaufsaktionen wie beim Archaeopteryx bavaricus werden immer eine Ausnahme bleiben müssen. Daraus leitet sich ein doppelter Anspruch ab: Auf der Seite der Staatssammlungen muss gewährleistet sein, dass der Sammlungszuwachs die Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben fördert und wissenschaftliche Früchte trägt; auf der Geber-Seite muss die Qualität der eingebrachten Sammlung das öffentliche Interesse rechtfertigen. Im Falle der Schmetterlingssammlung, die Herr WITT heute dem Freistaat überlässt, stimmen alle diese Voraussetzungen. Ich wünsche mir, dass mit der Unterzeichnung der Urkunde für die WITT-Stiftung ein Anfang gesetzt ist, der allseits als Bereicherung für Wissenschaft und Kultur in Bayern empfunden wird. Für Ihren großen Beitrag dafür danke ich Ihnen, Herr WITT, persönlich wie im Namen des Freistaates Bayern ganz herzlich. |
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