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Psychidae - Typenverzeichnis


Über (34) Psychidae

Über (34) Psychidae (bagworm moths)

Die Familie der Psychidae nimmt innerhalb der Lepidoptera eine auffällige phyolgenetische Stellung ein. Weltweit sind bislang über 1350 Arten bekannt, allein im indoaustralischen Faunenbereich kommen über 350 Arten vor. Im deutschsprachigen Raum wurden etwa 90 Arten nachgewiesen.

Die Systematik dieser Familie ist kompliziert. Derzeit unterscheidet man sieben Unterfamilien mit mehreren Tribus, die sich wie folgt aufteilen:
Unterfamilie Naryciinae (Naryciini, Dahlicini), Unterfamilie Taleporiinae (Eotaleporiini, Taleporiini), Unterfamilie Placodominae (Placodomini), Unterfamilie Typhoniinae (Penestoglossini, Dissoctenioidini, Typhoníini), Unterfamilie Psychinae (Psychini, Peloponnesini), Unterfamilie Epichnopteryginae (Epichnopterygini, Stichobasini), und Unterfamilie Oiketicinae (Metisini, Acanthopsychini, Oreopsychini, Phalacropterygini, Apteronini).

Psychiden sind kleine bis mittelgroße Falter, deren Mundteile stark rückgebildet sind. Ein Saugrüssel fehlt, weshalb die Tiere zu keiner Nahrungsaufnahme fähig sind. Im Gegensatz zu den Männchen sind die Weibchen zahlreicher Arten ungeflügelt, wobei sich bei diesen generell die Tendenz zur Flügellosigkeit durchsetzt. Die Weibchen mancher Arten bleiben madenförmig, sind beinlos und ihr Hinterleib verbleibt im Sack. Einige Arten pflanzen sich ausschließlich parthenogenetisch fort. Es sind aber auch Arten bekannt, bei denen nebeneinander bisexuelle wie auch parthenogenetische Populationen vorkommen.

Die Männchen sind meist unscheinbar, düster und relativ dünn beschuppt. Eine Flügelzeichnung fehlt oder ist nur schwach ausgebildet und bei vielen Arten sind die Flügel mehr oder weniger transparent. Ihre Antennen sind gut entwickelt, einfach, serrat oder doppelt gekämmt. Der Körper der Männchen ist meist pelzig behaart.
Bei der Partnerfindung spielen Sexualpheromone eine wichtige Rolle. Die flügellosen Weibchen verweilen nach dem Schlüpfen auf dem von ihnen im Larvalstadium angefertigten Sack und werden darauf von den anfliegenden Männchen begattet. Die Eiablage erfolgt im Sack unmittelbar nach der Kopula.

Die Lebensdauer der Falter ist kurz, die Männchen leben nur wenige Stunden, die Weibchen nur wenige Tage. Um eine Begattung zu sichern, ist das Schlüpfen der Geschlechter zeitlich synchronisiert. Bei manchen Arten liegt der Schlupfzeitpunkt in den früheren Morgenstunden (um 5.00), andere sind tagaktiv oder fliegen in der Dämmerung.

Die Raupen besitzen beißende Mundwerkzeuge und gut entwickelte Brustbeine, ihre Bauchbeine sind aber oft rückgebildet. Sie verbringen die meiste Zeit ihrer Entwicklung in einem Sack, der aus Pflanzenresten oder Sandteilchen zusammengesponnen wird. Diese Säcke gleichen denen der Köcherfliegen-Larven (Trichopteren). Aufbau des Köchers und Materialien sind spezifisch für eine Art. Die Raupen fressen aus diesem Sack heraus an ihren Futterpflanzen. Häutungen und Verpuppung erfolgen im Sack. Dieser wird mit zunehmender Größe der Larve ständig erweitert. Vor der Verpuppung wird der Sack am vorderen Ende an einer Unterlage versponnen, dann wendet sich die Raupe im Sack. Zum Schlüpfen kann sich der Falter dann aus der hinteren Öffnung schieben.

Die Überwinterung erfolgt im Larvenstadium, wobei einige Arten mehrjährige Entwicklungen aufweisen.
Viele Arten entwickeln sich polyphag, eine ganze Reihe von Arten hat sich aber auf eine Futterpflanzen-Familie spezialisiert. Häufig ernähren sie sich auch von Flechten.
Der Sammlungsbestand an palaearktischen Psychiden des Museums WITT ist weltweit einer der umfangreichsten. Bereits der Grundstock, gebildet durch die Sammlung Franz DANIEL, war außerordentlich artenreich, denn DANIEL stand mit seinen zeitgenössischen Spezialisten in regem Austausch. Nach dem Ableben des steirischen Spezialisten Heinrich MEIER aus Knittelfeld im Jahr 1976, mit dem WITT bereits zu dessen Lebzeiten Vorgespräche über einen möglichen Erwerb durch das Museum geführt hatte, gelangte dessen Sammlung und damit ein wohl in der Geschichte der Lepidopterologie als einzigartig zu bezeichnender Fundus an Belegtieren dieser Familie nach München. Wissenschaftlich außergewöhnlich wertvoll ist nicht nur der darin enthaltene Reichtum an Arten und an Typenmaterial, sondern auch die aus Zuchten erlangten umfangreichen Serien an Adulti, von denen neben den präparierten Säcken auch daraus geschlüpfte Parasiten und die in Alkohol aufbewahrten Weibchen erhalten wurden.

Anfang der 90er Jahre übergab Wilfried ARNSCHEID seine Spezialsammlung an das Museum. In diese war auch jener Teil der Sammlung Leo SIEDER, Klagenfurt, eingeflossen, den dieser nach der Übergabe seiner Hauptsammlung in das Museum Karlsruhe nochmals zusammengetragen hatte. ARNSCHEID hat sich insbesondere durch seine Revision der Gattung Dahlica (Solenobia auct.) als Psychidenkenner einen Namen gemacht. Der jüngste Zuwachs kam mit der Sammlung Dieter STENGEL, Fürth. Dank dieser beiden Sammlungen konnte vor das Spektrum der geografischen Verbreitung vieler Arten erheblich angedeckt werden. Zudem enthielten sie reiches Typenmaterial der im letzten Quartal des 20. Jahrhunderts aus der Westpaläarktis beschriebenen Arten.

Die Sammlung der in Alkohol aufbewahrten Psychidae-Weibchen dürfte derzeit der umfassendste Fundus an derartigem Material sein. Er umfasst heute rund 50 Glasschliffbehälter mit cirka 1800 Glasröhrchen mit einem breiten artenreichen Spektrum an Individuen in Serie.



Die Glasröhrchen werden von Sammlern zumeist zusammen mit den getrockneten Imagines und Säcken in Insektenkästen verwahrt, was keine gute Lösung darstellt.
Die konservierende Behandlung von Psychidae-Weibchen ist jedoch die fachgerechte Aufbewahrung in mit 70 %iger Alkohol gefüllten Glasröhrchen, die mit einem Gummi- oder Kunststoffstopfen, früher Korkstopfen, dicht verschlossen werden. Die Konservierungsflüssigkeit hält sich jedoch nur bei gutem Verschluss über Jahrzehnte und ist laufend zu überprüfen, damit die oft unwiederbringlichen Präparate nicht dem Schicksal des Austrocknens ausgeliefert sind.

Um dies zu verweiden, werden Alkoholpräparate im Museum grundsätzlich in Standardglasröhrchen umgebettet, die dann, mit einem Wattepfropfen verschlossen und der Öffnung nach oben, in mit Alkohol gefüllte Glastöpfe mit eingeschliffenem Deckel eingestellt werden. So muss nur noch ein bis zweimal pro Jahr kontrolliert werden, dass der Alkoholpegel in den Töpfen die Öffnungen der Röhrchen übersteigt. Auf diese Weise ist die optimale Konservierung des Materials gewährleistet.
Die Röhrchen sind am Boden mit der Präparatenummer beschriftet, sodass die Präparate unschwer zu identifizieren sind, wenn man von unten durch den Glasboden des Topfes schaut. Die jeweilige Präparatenummer ist auch im Sammlungskasten an entsprechender Stelle vermerkt, sodass der Bezug hergestellt ist. Analog zu den Genitalpräparaten sind die Daten zu den Präparaten computermäßig erfasst und können deshalb nach verschiedenen Suchkriterien eruiert werden.

Eine erstes zusammenfassendes Werk über die Psychidae entstand von Wilfried R. Arnscheid & Michael Weidlich (2017) in der Serie Microlepidoptera of Europe Band 8 (BRILL – Leiden- Boston). Dieses Werk ist aber sowohl in Augen der Verfasser als auch des Leiters des Museum Witt insbesondere abbildungstechnisch äußerst unbefriedigend. Geplant ist daher eine neue Fassung dieses Werkes in den Proceedings of the Museum Witt (in litteris).

Literatur

ARNSCHEID W.R., WEIDLICH M. (2017): Psychidae. - In: Microlepidoptera of Europe 8, Brill, Leiden und Boston.

DAVIS, D. R. (1964): Bagworm moths of the Western Hemisphere (Lepidoptera: Psychidae). ‒ Bulletin of the United States National Museum, 244: 1–233, 12 maps, 385 figures.

EBERT, G., ESCHE, T., HERMANN, R., HOFMAN, A., LUSSI, H.-G., NIKUSCH, I., SPEIDEL, W., STEINER, A. & THIELE, J. (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 3, Nachtfalter I (Wurzelbohrer (Hepialidae), Holzbohrer (Cossidae), Widderchen (Zygaenidae), Schneckenspinner (Limacodidae), Sackträger (Psychidae), Fensterfleckchen (Thyridida). ‒ Ulmer Verlag Stuttgart.

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, T. A. (1984): Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Bd. III: Spinner und Schwärmer (Bombyces und Sphinges). 2. Aufl. – 239 S. + 28 Farbtafeln; Stuttgart (Franckh).

SAUTER, W. & HÄTTENSCHWILER, P. (1991): Zum System der palaarktischen Psychiden (Lep., Psychidae). 1. Teil: Liste der palaearktischen Arten. – Nota lepidopterologica 14(1): 69–89.

SAUTER, W. & HÄTTENSCHWILER, P. (2004): Zum System der palaearktischen Psychidae. 3. Teil: Bestimmungsschlüssel für die Säcke. ‒ Nota lepidopterologica 27(1): 59–69.

SOBZCYK, T. (1999), in GAEDICKE, R. & HEINICKE, W. Entomofauna Germanica 3. Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands. Psychidae. – Ent. Nachr. Ber. Beiheft, 5: 1–216.

SOBCZYK, T. (2011): Psychidae. World Catalogue of Insects 10. ‒ Apollo Books Stenstrup, 467 Seiten.

WITT T. (1980): Herbert Meier (1919-1977). Nekrolog mit Bibliographie und Typenfestlegung (Lepidoptera: Psychidae und Zygaenidae). ‒ Entomofauna, 1(6): 65-72.

(Text DE FREINA 13.10.2018)




Psychidae - Alkoholsammlung

Die Sammlung der Psychidae-Weibchen in Alkohol umfaßt heute rund 50 Glasschliffbehälter mit cirka 1800 Glasröhrchen mit großteils Individuen in Serie und dürfte damit der umfassendste Fundus an derartigem Material sein.


Psychidae-Weibchen werden üblicherweise in Glasröhrchen konserviert, die mit einem Gummi- oder Kunststoffstopfen, früher Korkstopfen, fest verschlossen sind. Die Glasröhrchen werden meist zusammen mit den anderen getrockneten Imagines und Säcken in Insektenkästen verwahrt. Die Konservierungsflüssigkeit, 70%iger Alkohol, hält sich oft über Jahrzehnte, nicht selten aber verdunstet sie binnen weniger Jahre und so sind letztendlich die oft unwiederbringlichen Präparate dem Schicksal des Austrocknens ausgeliefert. Aus diesem Grund werden Alkoholpräparate grundsätzlich bei Erhalt in Standardglasröhrchen überführt, die, verschlossen mit einem Wattepfropfen, mit der Öffnung nach oben in mit Alkohol gefüllte Glastöpfe mit eingeschliffenem Deckel eingestellt werden. Somit muß nun nur noch ein bis zweimal jährlich kontrolliert werden daß der Alkoholpegel in den Töpfen die Öffnungen der Röhrchen übersteigt. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Konservierung des Materials auf Dauer gewährleistet.

Die Röhrchen sind am Boden mit der Präparatenummer versehen so daß die Präparate leicht aufzufinden sind, wenn man von unten durch den Glasboden des Topfes schaut. Die Präparatenummer steckt im Sammlungskasten an entsprechender Stelle, sodaß der Bezug hergestellt ist. Analog wie bei den Genitalpräparaten sind die Daten der Präparate im Computer erfaßt und können nach verschiedenen Suchkriterien gefunden werden.