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Lemoniidae - Typenverzeichnis


(23) Lemoniidae Wiesenspinner, Herbstspinner

Lemoniiden wurden ursprünglich zu den Glucken (Lasiocampidae) gestellt, aber neuere phylogenomische Arbeiten belegen eindeutig eine nähere verwandtschaftliche Beziehung zur Familie der Brahmaspinner (Brahmaeidae). Mit diesen bilden sie sogar eine paraphyletische Gruppe, weshalb sie seit 2008 diesen zugeordnet werden.
Lemoniidae sind mittelgroße bis große Arten mit gedrungenem Körperbau, breiten Flügeln und verkümmertem Saugrüssel. Ihre Fühler sind stark gekämmt. Sie bilden eine relativ artenarme Familie, deren Vertreter von Europa durch den Mittelmeerraum, die Levante, den kaukasischen Raum und den Nahen Osten bis Zentralasien verbreitet sind. Mit Sabalia hat auch eine Gattung den Schwerpunkt ihrer Verbreitung in Ostafrika. Den Lemoniidae werden heute weltweit etwa 25 Arten zugerechnet. Von diesen kommen fünf Arten in Europa vor, davon leben zwei sehr lokal und selten anzutreffende Arten auch in Mitteleuropa.
Die Imagines sind in der Regel nachtaktiv, es gibt jedoch auch tag- und nachtaktive Arten, deren Facettenaugen kleiner ausgebildet sind. Beispielsweise fliegen die Männchen des Habichtskrautspinners (Lemonia dumi) am Tage bei hellem Sonnenschein in schnellem, unstetem Flug auf der Suche nach Weibchen.
Lemoniidae besiedeln mit Vorliebe trockenfeuchte Magerwiesen. Ihre mit behaarten Warzen besetzten Raupen leben bodenbewohnend und entwickeln sich an Korbblütlern. Ihre Verpuppung erfolgt ohne Gespinst an oder knapp in der Erde, da keine Spinndrüsen vorhanden sind. Die Überwinterung erfolgt als Ei.
Lemoniidae sind wegen ihrer jahreszeitlich späten Flugzeit von Oktober bis Januar in Museen und Sammlungen in der Regel nur in geringer Arten- und Individuenzahl repräsentiert. Das Sammlungsmaterial des Museums WITT macht hier allerdings eine Ausnahme. Es umfasst heute an die 30 Kästen, denn es erfuhr in den letzten Jahren wertvollen Zuwachs, besonders an Populationen aus Vorderasien, Israel, dem Sinai und Ägypten. Diese Neueingänge liefern eine Menge an neueren Erkenntnissen, die als Grundlage für weitere Arbeiten an dieser Gruppe dienen werden.
Die Sammlung wurde in den 60er Jahren von Pierre-Claude ROUGEOT durchgearbeitet und lieferte bereits damals wesentliche Bausteine zu der von diesem Autor 1971 erschienenen Revision.

Literatur
DE FREINA, J. J. & WITT, T. J. 1987d. 1. Buch. Nolidae, Arctiidae, Syntomidae, Dilobidae, Lymantriidae, Notodontidae, Thaumetopoeidae, Thyretidae, Axiidae, Drepanidae, Thyatiridae, Bombycidae, Brahmaeidae, Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Saturniidae. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis, Band 1 (708 pp., 46 Farbtafeln). – Edition Forschung & Wissenschaft Verlag GmbH, München.

ROUGEOT, P. C. (1971): Les Bombycoides (Lepidoptera – Bombycoidea) de l´Europe et du Bassin Méditerranéen, Tome I, Lemoniidae, Bombycidae, Brahmaeidae, Attacidae, Endromididae. ‒ Masson et Cie, Editeurs, Paris.

WALKER, F. (1865): List of the Specimens of Lepidopterous Insects in the Collection of the British Museum. Part XXXII.– Supplement Part 2.— 32: i–iv, 323–706.

ZWICK, A. (2008): Molecular phylogeny of Anthelidae and other bombycoid taxa (Lepidoptera: Bombycoidea). ‒ Systematic Entomology 33: 190–209.

(Text: Josef DE FREINA – 29.09.2017)